Enzephalomyelitis disseminata - Multiple Sklerose - MS |
Definition
Symptome
Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus
Langzeittherapie/Schubprophylaxe
Rehabilitation
Risikofaktoren
Fragen
Weitere Informationen zum Thema Multiple Sklerose
Multiple Sklerose (Enzephalomyelitis disseminata)
Wie bei der Enzephalitis, die durch Krankheitserreger ausgelöst wird, kommt es bei der Enzephalomyelitis disseminata zu Entzündungsvorgängen im Gehirn.Die Begriffe Enzephalomyelitis disseminata (E.D.) und Multiple Sklerose (MS) bezeichnen dieselbe Erkrankung. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer sog. autoimmun ausgelösten Entzündung im Bereich des Gehirns, ebenfalls können Rückenmark, Sehnerv und selten andere Gehirnnerven betroffen sein. (autoimmun: Die Entzündung bekämpft körpereigene Bestandteile, im Falle der MS Bestandteile des zentralen Nervensystems).
Die Symptome der Erkrankung spiegeln eine typischerweise ungeordnete Verteilung
von Ausfallserscheinungen einzelner Funktionen des Zentralnervensystems wieder,
d.h.: Im Gegensatz zum Schlaganfall lassen sich die
Symptome meistens nicht auf eine einzige lokalisierte Funktionsstörung
zurückführen. Oft sind die ersten Symptome wenig beeindruckend, so daß sie kaum
von Alltagserscheinungen (Kribbeln wie eingeschlafene Hand o.ä.) unterschieden
werden können.
Im Verlauf der Erkrankung nehmen die Symptome meist über wenige
Tage bis Wochen zu, um dann allmählich, z.T. auch ganz ohne Behandlung im
Verlauf von Wochen (selten Tagen) wieder zurückzugehen oder oft auch ganz zu
verschwinden. Derartige Episoden mit jeweils denselben oder unterschiedlichen
Symptomen können sich in längeren Zeitabständen (Monate, Jahre) wiederholen und
werden als Erkrankungsschub bezeichnet.
Gelegentlich tritt als erster Erkrankungsschub eine innerhalb von Tagen
zunehmende Sehverschlechterung eines Auges auf. Man spricht von einer
Sehnerventzündung (Retrobulbärneuritis). Da ein erheblicher Prozentsatz
derartiger Patienten niemals eine typische Enzephalomyelitis disseminata
entwickelt, werden heute beide Krankheitsbilder als getrennt, wenn auch eng
verwandt betrachtet.
Symptome, die bei einer MS auftreten können:
Untersuchung und Behandlung beim Arzt oder im Krankenhaus
In einer ersten neurologischen Untersuchung kann oftmals schon festgestellt werden, ob die Symptome auf eine Funktionsstörung des Zentralnervensystems zurückgeführt werden können.
(Beispiel aus dem
Brain-Atlas der
Harvard-Universität
Bei der Verdachtsdiagnose einer MS wird versucht, die Stellen, an denen sich
im Gehirn die Entzündung abspielt mit Hilfe von Schnittbilduntersuchungen des Gehirns
sichtbar zu machen. Dabei wird in erster Linie eine Kernspintomographie
(MRT) durchgeführt werden, die die zu erwartenden
Veränderungen besonders gut in der Form unterschiedlich großer weißer Flecken
darstellen darstellen kann.
Wesentliche Zusatzinformationen liefert auch die Untersuchung des
Nervenwassers. Zu diesem Zweck wird eine
Lumbalpunktion durchgeführt. Als Resultat
zeigt sich eine geringe Ansammlung von Entzündungszellen sowie das Auftreten
spezieller Eiweiße (Oligoklonales IgG).
Die Funktionen des Zentralnervensystems lasen sich mit Hilfe der
evozierten Potentiale (EVOP) überprüfen.
Typischerweise findet man eine verzögerte oder ungenaue Übertragung der
jeweiligen Informationen (visuell, akustisch, sensibel, motorisch)
Wie für die klinischen Symptome gilt jedoch auch bei den
Untersuchungsergebnissen: Es gibt keinen Einzelbefund, der eine MS
beweist, selbst ein sog. typischer Befund im MRT oder im Liquor kann auch bei
anderen Erkrankungen, in Einzelfällen sogar bei Gesunden vorkommen.
Dennoch wird bei ausreichend sicherem Verdacht und entsprechender
Beeinträchtigung eine Behandlung des Erkrankungsschubes
notwendig. Hierzu stehen derzeit allein Cortisonpräparate zur Verfügung, die
über wenige Tage in hoher Dosierung als Infusion verabreicht werden. Weder die
niedrig dosierte Gabe als Tabletten noch die Langzeittherapie haben sich
bewährt. Da die Therapie vorübergehend die Abwehrkräfte lahm legt, ist es vorher
notwendig, Infektionen (v.a. Blase, Lunge) auszuschließen.
Parallel zur eigentlichen Schubbehandlung sind weiterer Maßnahmen erforderlich wie v.a. krankengymnastische, ergotherapeutische und ggf. logopädische Behandlung, medikamentöse Reduktion von Spastik, Schmerzen, Blasenentleerungsstörungen.
Langzeittherapie/Schubprophylaxe
Seit langem ist bekannt, dass die MS in der Mehrzahl der Fälle im Laufe der Jahre
immer wieder mit neuen Erkrankungsschüben in Erscheinung tritt. Neben der
Akutbehandlung des einzelnen Schubes wurden verschiedene Maßnahmen und Therapien
ausprobiert, um das Auftreten neuer Schübe zu verhindern.
Leider ist bis heute keine Methode in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen.
In der letzten Zeit konnte immerhin gezeigt werden, dass einige Therapien in der
Lage zu sein scheinen, die Häufigkeit und Schwere neuer Schübe zu verringern.
Da die Vorhersage, welcher Patient wann einen neuen Schub erleidet, nicht
möglich ist, sind derartige Untersuchungen sehr aufwendig, umfassen viele
Patienten und müssen mindestens über 2 Jahre verfolgt werden. Bei den neueren
Untersuchungen bediente man sich zur Steigerung der Objektivität auch
regelmäßiger MRT-Untersuchungen, was den Aufwand der Studien weiter erhöht.
Dies hat zur Folge, dass Außenseitermethoden wie auch ältere Medikamente
wenig Chancen haben, ihre Wirksamkeit zu beweisen. Ihre Anwendung hat daher
immer experimentellen Charakter und soll daher hier nicht diskutiert werden.
Als relativ gesichert gilt, dass die kontinuierliche Anwendung von
Cortison in niedriger, mittlerer und höherer Dosierung zwischen den Schüben
als Prophylaxe ungeeignet ist.
Positiv wirkt sich dagegen die Anwendung des Immunmodulators
beta-Interferon aus. Dieses Präparat wird inzwischen von mehreren
Herstellern zu einem hohen Preis angeboten. Es hat den Nachteil, dass es nur
mittels Injektion (in den Muskel oder unter die Haut) verabreicht werden
kann, so dass alle 2 Tage oder 1 mal wöchentlich Injektionen notwendig sind. Als
Nebenwirkungen treten lokale Hautreaktionen und im wesentlichen grippeähnliche
Symptome auf, die sich jedoch oft mit längerer Anwendung reduzieren.
In sorgfältigen Studien hat sich ebenfalls die Substanz Copolymer I
als erfolgreich erwiesen, die offenbar über eine Täuschung des bei der MS
verwirrten Immunsystems ihre Wirkung ausübt. (Dieses Präparat ist derzeit in
Deutschland nicht zugelassen und muss über die internationale Apotheke eingeführt
werden). Für den einzelnen Patienten bringt es praktisch keine
wesentlichen Unterschiede zum beta-Interferon: Auch Copolymer I muss injiziert werden, mindestens jeden 2. Tag, auch von diesem Präparat sind
Unverträglichkeitsreaktionen bekannt, und die Preisgestaltung des Herstellers
hat sich ebenfalls an den beta-Interferon-Präparaten orientiert.
In neueren bisher allerdings nur kleinen Studien zeigt sich ebenfalls eine
Wirksamkeit als Infusion verabreichter Immunglobuline
(alle 4 Wochen über 5 Tage je eine Infusion).
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es eine absolut sichere Methode, neue
Schübe zu vermeiden, derzeit nicht gibt. Die Präparate beta-Interferon und
Copolymer I haben bewiesen, dass jedes die Anzahl und/oder Schwere neuer Schübe
verringern kann. Für die Therapie stehen mehrere vergleichbare Präparate zur
Verfügung, beim Auftreten von Nebenwirkungen kann ein Präparatwechsel Vorteile
bringen. Keines dieser Präparate kann jedoch die Symptome eines akuten
Schubes oder bereits bestehende neurologische Ausfälle reduzieren.
Je nach Beeinträchtigung ist es in den meisten Fällen sinnvoll, im Anschluss an die akute Schubbehandlung eine Rehabilitationsbehandlung durchzuführen. Die spontane Rückbildung der Erkrankungssymptome kann weiter gefördert werden, häufig sind auch berufliche Wiedereingliederungsmaßnahmen, Umschulungen oder Berufsfindungsmaßnahmen notwendig.
Abgrenzbare Risikofaktoren wie fehlerhafte Ernährung, falsche Lebensweise oder
Umwelteinflüsse lassen sich nach dem derzeitigen Stand der Literatur nicht
nennen. Genauso unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass in bestimmten Regionen
der Erde - gemäßigtes Klima in Mitteleuropa, Nordamerika - die MS sehr viel
häufiger auftritt als z.B. in Äquatornähe. Interessanterweise erwirbt man
offenbar durch Migration vor dem 15. Lebensjahr das Risiko des Zielgebietes, bei
späterer Auswanderung behält man das Risiko des Geburtsortes.
Neben diesen Beobachtungen findet sich eine geringe, jedoch erfassbare
familiäre Häufung der Erkrankung, v.a. bei eineiigen Zwillingen, geringer auch
bei anderen Blutsverwandten, so das eine polygene Veranlagung angenommen wird.
Ihre Fragen zum Thema Multiple Sklerose, Enzephalomyelitis disseminata senden Sie
bitte an ms@hydrocephalus.de
Bitte schauen Sie aber vorher
in der FAQ-Sammlung
nach, ob Ihre Frage dort schon beantwortet ist.
Weitere Informationen zum Thema Multiple Sklerose
Viele Infos finden Sie auf der Homepage der Deutschen MS-Gesellschaft.