NEUROLOGISCHE UNTERSUCHUNGSMETHODEN

INHALT

klinische Untersuchung

Am Beginn bei einer Behandlung steht grundsätzlich die ärztliche Untersuchung. Nach Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) erfolgt neben einer allgemeinen Untersuchung die Erhebung des neurologischen Befundes, so das sich am Ende der Untersuchung oft eine Verdachtsdiagnose ergibt.
Um weitere Sicherheit bzw. Beweise zu erbringen bedient sich die Neurologie einer Reihe von Zusatzuntersuchungen:

Technische Untersuchungsverfahren

EEG= Elektroenzephalographie

Da die Generation und Weiterleitung von Nervenaktionspotentialen mit elektrischer Aktivität verbunden ist, ergibt sich die Möglichkeit, Potentialschwankungen mit Hilfe von auf die Kopfhaut aufgesetzten Elektroden zu messen und in Kurven grafisch darzustellen. Besonders eindrückliche Befunde ergeben sich bei der Epilepsie, wobei vor allem während eines Krampfanfalles häufig typische Veränderungen demonstriert werden können. Die Grafik zeigt die übliche Anordnung der Elektroden auf der Kopfhaut (10/20-System) EEG-Schema
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CCT, PET

Durch computergestützte Berechnung lassen sich aus zahlreichen, entlang eines Kreises in verschiedenen Winkeln aufgenommenen Röntgenbildern scheibenartige Schnittbilder des Gehirns darstellen (craniale Computertomographie =CCT). Auf ähnliche Weise lässt sich die Zusammensetzung des Gehirns als Funktion des Stoffwechsels (Positronen-Emissions-Tomographie =PET) darstellen. Vor allem bei der Diagnostik lokaler Gehirnschädigungen wie Gehirntumoren, Traumen des Gehirns, Gefäßerkrankungen, aber auch bei der Enzephalomyelitis disseminata sind diese Verfahren heute unverzichtbar geworden. Die Grafik zeigt das CCT einer Einblutung (links im Bild=rechte Gehirnhälfte, weiß=Blutansammlung) in das Gehirn CCT

MRT (Kernspintomographie)

Mit Hilfe magnetisierender Strahlen (Magnet-Resonanz-Tomographie=MRT) sind noch genauere Darstellungen des Gehirns möglich. Vor allem bei der Diagnostik entzündlicher Erkrankungen wie der Enzephalomyelitis disseminata ist dieses Verfahren dem CCT überlegen. Das Beispiel (aus dem Brain-Atlas der Harvard-Universität , direkte Verbindung auch durch Anklicken des Bildes) zeigt den Befund einer Enzephalomyelitis disseminata.
Kernspin bei MS aus dem Harvard Brain Atlas - 
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Die weißen, fleckförmig verteilten Punkte entsprechen dabei den entzündeten Gehirnbereichen.

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Doppler, Duplex

Aufbauend auf dem Doppler-Effekt ist es möglich, von außen die Geschwindigkeit von Blutzellen in den Blutgefäßen zu bestimmen. Berechnungen ermöglichen darüber hinaus Voraussagen über Engstellen der Blutgefäße, z.B. als Folge von Arteriosklerose. Eine besondere Rolle spielen derartige Untersuchungen bei den Gefäßerkrankungen des Gehirns.
Mit Hilfe einer Soundkarte ist der normale dopplersonographische Befund (66 kB) über der gemeinsamen Kopfschlagader (Arteria carotis communis) zu hören.
cw-Doppler transcraniell farbkodierter cw-Doppler transkraniell
Sehen Sie die verschiedenen Strömungsprofile des Blutes, sowie die bildliche Darstellung der Blutgefäße des Gehirns mit Hilfe der Ultraschalluntersuchungen.

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Angiographie, DSA

Durch die Gabe eines jodhaltigen Kontrastmittels lassen sich die Blutgefäße im Röntgenbild darstellen. Mit Hilfe einer Computerberechnung können die Konturen der Schädelknochen unterdrückt werden, so das Aussagen über Engstellen oder Verschlüsse, aber auch über Fehlbildungen der Blutgefäße (Aneurysmata) möglich sind. Bei fast allen Gefäßerkrankungen des Gehirns, vor allem wenn operative Eingriffe geplant sind, ist diese Untersuchung von großer Bedeutung. Das Bild zeigt die seitliche Darstellung der Äste der mittleren Gehirnarterie (A. cerebri media, schwarz) sowie der vorderen Gehirnarterie (A. cerebri anterior, grau). Angio MCA

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EVOP

Obwohl sich im EEG ein eher zufällig erscheinender Verlauf der Gehirnstromkurven darstellt, ist bekannt, dass ein definierter Reiz (optisch, akustisch, elektrisch) von einer definierten Spannungsänderung im EEG gefolgt wird. Durch computergestützte Mittelwertbildung (Averaging) lässt sich eine derartige Reizantwort aus dem allgemeinen EEG herausfiltern, so dass Geschwindigkeit (Latenz) und Stärke (Amplitude) des verarbeiteten Reizes (hervorgerufenes = evoziertes Potential) bestimmt werden können. Durch verschiedene Reizarten lassen sich visuelles (visuell evozierte Potentiale, VEP), akustisches (akustisch evozierte Potentiale, AEP) und sensibles System (sensibel evozierte Potentiale, SEP) getrennt untersuchen.
Unterschiedliche Störungen dieser Systeme kommen bei zahlreichen Erkrankungen vor, eine große Bedeutung haben die evozierten Potentiale bei der Diagnostik der Enzephalomyelitis disseminata.

ENG (Elektronystagmographie), Posturographie

Mit Hilfe dieser Verfahren lassen sich insbesondere die Funktionen unseres Gleichgewichtssystems sehr genau untersuchen. Sie spielen eine große Rolle bei der Differenzierung verschiedener Formen des Schwindels.

Szintigraphie, SPECT

SPECT bei Alzheimer

Mit Hilfe der Szintigraphie lässt sich, ähnlich wie im PET, die Aktivität verschiedener Gehirnanteile aufgrund unterschiedlicher Stoffwechselaktivität darstellen.
Im Bild Darstellung typischer Funktionsausfälle im Temporallapen des Gehirns (dunklere Farben) im SPECT bei M. Alzheimer.

Internistische Zusatzuntersuchungen

Vor allem in der Diagnostik von Gefäßerkrankungen des Gehirns findet eine internistische Zusatzdiagnostik statt. Besonderen Wert wird auf Funktionsstörungen des Herzens, Blutdruckschwankungen sowie auf die Gefäßrisikofaktoren (Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen) gelegt.

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Labordiagnostik

Blut

Bei der Diagnostik von Krankheiten des Nervensystems spielt neben der basalen Labordiagnostik vor allem das Erkennen von allgemeinen Entzündungen, die sich auch im Nervensystem manifestieren eine Rolle.

Liquor

Zunehmend speziellere Untersuchungsverfahren finden beim Liquor Anwendung. Gewonnen wird der Liquor mit Hilfe der Lumbalpunktion. Hierzu wird eine feine Nadel von hinten in Höhe des unteren Lendenbereiches zwischen den hinteren Dornfortsätzen des 4. und 5. oder des 3. und 4. Lendenwirbelkörpers bis in den spinalen Subarachnoidalraum geführt so dass 3-10 ml Liquor zur Untersuchung abtropfen können.
Zu den basalen Untersuchungen gehört die Bestimmung von im Liquor vorhandenen zellulären Elementen, die in unterschiedlicher Anzahl meist das Vorliegen einer Entzündung wiederspiegeln. Sehr hohe Zellzahlen finden sich bei der bakteriellen Meningits, gering bis mäßig erhöhte Zellzahlen sind auch bei den übrigen Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten zu erwarten. Nachweis von Blutzellen deutet auf das Vorliegen einer Aneurysmablutung hin, kommt jedoch auch als Folge einer Verletzung kleiner Blutgefäße bei der Punktion vor.
Eine starke Erhöhung des Gesamteiweißwertes im Liquor tritt zusammen mit einer Zellzahlerhöhung bei einer Entzündung auf, eine Eiweißerhöhung ohne Zellzahlvermehrung findet sich häufig bei einer Raumforderung im Spinalkanal (Rückenmarkstumoren, Bandscheibenvorfälle) oder bei einer Nervenwurzelentzündung (Guillain-Barré-Syndrom).
Mit Hilfe spezieller Techniken lässt sich zeigen, ob bestimmte Eiweißkörper vor allem im Liquor synthetisiert werden, sogenanntes oligoklonales IgG. Dies ist ein Hinweis auf eine nur im Nervensystem vorhandene Entzündung und findet sich häufig bei der Enzephalomyelitis disseminata, jedoch auch bei entzündlichen Gefäßerkrankungen und anderen Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten.

Spezielle Zusatzuntersuchungen

In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass ganz bestimmte Laborbefunde eine Erkrankung nahezu beweisen können. Im Bereich der Neurologie lassen sich zum Beispiel Gendefekte (Muskeldystrophie Duchenne, Chorea Huntington, myotonische Dystrophie, weitere neuromuskuläre Erkrankungen) oder spezielle Antikörper (Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom, sog. Kanalerkrankungen) mit Hilfe von Blutuntersuchungen nachweisen. Dennoch sollten derartige Untersuchungen nur nach vorheriger Aufklärung von Patienten und Angehörigen durchgeführt werden, da sich durch die Kenntnis der Diagnose einer derzeit nicht heilbaren Erkrankung psychische Probleme vor allem bei den noch gesunden Betroffenen ergeben können und eine therapeutische Konsequenz oft nicht erkennbar ist.

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