SYNDROME UND ALLGEMEINE SYMPTOME

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SYNDROME UND ALLGEMEINE SYMPTOME

Bewusstseinsstörungen

Bei den Bewusstseinsstörungen lassen sich einfache Störungen der Wachheit, die nahtlos an die normale Müdigkeit angrenzen, von den sogenannten hirnorganischen Psychosyndromen unterscheiden, bei denen die eigentliche Wachheitsstörung oft neben anderen Erscheinungen wie Verwirrtheit, psychotischem Erleben in den Hintergrund tritt.

Wachheitsstörungen
BezeichnungBeschreibungUrsachen
SomnolenzMüdigkeitauch physiologisch
Vergiftung, generalisierte Kreislaufschwäche, akute Stoffwechselentgleisung, Hirndruck, Infektion
SoporReaktion nur auf starke Reize, gezielt oder ungezieltvielfältig, wie bei Somnolenz, stärker ausgeprägt
Komakeine Reaktion auf auch stärkste Reize
nacheinander schwinden: Muskeleigenreflexe, Bauchhautreflexe, Lichtreaktion, Kornealreflex, Pupillen initial eng, dann weit
vielfältig, wie bei Somnolenz, stärker ausgeprägt

hirnorganische Psychosyndrome
BezeichnungBeschreibungUrsachen
Delirpathologische Übererregbarkeit, gesteigerte Psychomotorik, optische Halluzinationen, vegetative BegleitsymptomatikVergiftungen (Medikamente, Medikamentenentzug), Gehirnentzündungen
Halluzinoseneher akustische Sinnestäuschungen Ähnlich Delir, aber auch cerebrale Abbauprozesse, Psychosen
AmentiaVerwirrtheit, unzusammenhängendes Handeln meist eher im Rahmen von Abbauprozessen
Dämmerzustandfür Stunden bis Tage (bis Wochen) Verlust der Kontinuität des Bewusstseins, z.T. affektive, triebhafte Handlung mit anschließender Amnesie ohne erkennbare Ursache, Vergiftungen (Medikamente)
Korsakow-SyndromWahrnehmungsstörungen mit Verkennung von Personen, Situationen und Umgebung, daraus resultierend Fehlverhalten, z.T. Konfabulieren, manchmal reversible Störung (20%) Alkoholmissbrauch, Trauma, Hypoxie, Vergiftung, Entzündung Thiaminmangel
Hyperästhetisch-emotionelles Syndrom abnorme Erschöpfbarkeit, Stimmungslabilität z.T. am Beginn von Psychosen
Amnestisches SyndromGedächtnisverlust, zunächst Kurzzeitgedächtnis, später Orientierung für Zeit, dann Ort, dann Person meist chronisch: degenerativ (M. Alzheimer), Multiple Infarkte
Demenzzunächst oft Zuspitzung individueller Charaktereigenschaften, Verlust der Differenziertheit, emotionelle Labilität, später Wesensänderung sowie Verlust der Fähigkeit, die Defekte zu erkennen diffuse Hirnschädigung, Abbauprozesse

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Kopfschmerz
Kopfschmerzen  werden derart häufig erlebt, dass viele Menschen nicht einmal einen Arzt aufsuchen. Der Kopfschmerz tritt sowohl als lästiges aber harmloses Gefühl auf, kann aber auch Hinweis auf eine schwere Erkrankung sein.
Warnhinweise sind:
  • plötzlicher Kopfschmerz bisher nicht bekannter Intensität
  • Kopfschmerz mit neurologischen Begleitsymptomen (Lähmung, Sprachstörung)
  • chronisch zunehmender Kopfschmerz
BezeichnungBeschreibungUrsachen
Migränehalbseitiger Kopfschmerz, häufig mit Übelkeit, Erbrechen, gelegentlich. mit herdneurologischer Aura (Kribbeln, Sehstörungen, Lähmungen) pathologische Gefäßreaktionen
Clusterkopfschmerzheftiger halbseitiger Kopfschmerz mit vegetativen Symptomen. Drang umherzulaufen, Horner-Syndrom, einseitige Gesichtsrötung, Naselaufen, oft mehrfach hintereinander zur selben Tageszeit (kurz nach Einschlafen, Häufung=Cluster) Ursache unklar, diskutiert: vaskuläre Fehlfunktion, evt. auf neurogen-autonomer Basis
Trigeminusneuralgie Tickartiger quälender Schmerz Reizung (von Ästen) des Nervus Trigeminus
Meningits heftiger, oft nackenbetonter Kopfschmerz entzündliche Reizung der Hirnhäute
Hirndruck intermittierender, langsam zunehmender, oft occipital betonter dumpfer Kopfschmerz, häufig nach Liegen (morgens) oder beim Bücken betont, gel. zusätzliche Hirndrucksymptome Zunahme des intracerebralen Druckes durch raumfordernde Prozesse oder Blut-/Liquorabflußsstörung
Tolosa-Hunt-Syndrom(mehrere) Episode(n) von Schmerzen im Bereich der Augenhöhle, Augenmuskellähmungen idiopathisch, fraglich entzündliche Prozesse im Bereich der Augenhöhle
Spannungskopfschmerzgelegentlich morgens betonter, dumpf-drückender mittelschwerer Kopfschmerz ohne wesentliche vegetative Begleiterscheinungen Ursache unklar, Beziehung zu Muskelverspannungen, aber auch zur Migräne
Arteriitis temporalisvorn oder schläfenbetont, häufig Männer ab 60 J., Schmerzen beim Kauen, (vorübergehende) Sehstörungen Gefäßentzündung (Arteria temportalis
atypischer Gesichtsschmerz meist im Gesicht, über der Wange mit Ausstrahlung ins Ohr, aber auch in den Hals- uns Armbereich, meist einseitigUrsache unklar
Analgetikakopfschmerzquälend, dumpf, oft über Jahre, bei langfristiger, nahezu kontinuierlicher Einnahme verschiedener Schmerzmedikamente Ursache unklar

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Schwindel
Eines der häufigsten und quälendsten neurologischen Symptome. Der Schwindel kann zahlreiche Ursachen haben, wobei die meisten harmlos sind. Nach ausreichender Diagnostik lässt sich der Erfolg durch eigene Übungen stabilisieren.
BezeichnungBeschreibungUrsachen
benigner Lagerungsschwindelplötzlicher Beginn, anfangs nahezu immer durch Lageänderung (Bewegung von Kopf oder Körper) zu provozieren (festsitzende) Ablagerungen im Gleichgewichtsorgan
Morbus Menierezusätzlich zum Schwindel oft Hörstörungen, Ohrgeräusche Vermutung: Elektrolytstörung im Gleichgewichtsorgan
Schädigung des Kleinhirns zusätzlich zum Schwindel deutliche Unsicherheit der Feinmotorik, sog. Kleinhirnsymptome Durchblutungsstörung, Blutgerinnsel, Tumor im Kleinhirn
Hirnstammischämie meist zusätzliche Symptome (vgl.: Hirnstammsyndrome) vgl. Hirnstammsyndrome

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Hirnstammsyndrome
als Ursache kommen in Frage: lokale Durchblutungsstörungen, Tumoren, lokale Entzündungen, sowie zusätzlich die jeweils aufgeführten speziellen Ursachen
OrtSymptomatikspezielle Ursachen
Hemiplegia alternansgleichseitiger Hirnnervenausfall (Oculomotorius, Facialis, Hypoglossus), gegenseitig spastische Hemiparese Durchblutungsstörungen
dorsale Medulla oblongata
(Wallenberg)
gleichseitig: Schmerz- Temperaturempfindung im Gesicht, Cornealreflex, IX. und X. Hirnnerv, Nystagmus, Übelkeit, Schwindel, Horner-Syndrom (zentraler Sympathicus), Gliedmaßenataxie (Tr. spinocerebellaris ant.)
gegenseitig: Schmerz- und Temperaturempfindung am Körper
Verschluss der vorderen unteren Kleinhirnarterie (PICA) (Lemniscus medialis - Berührung, Tiefensensibilität - erhalten)
kaudaler Brückenfuß
(Millard-Gubler / Foville)
gleichseitig: periphere Abducens- und (nukleäre) Fazialisparese
gegenseitig: spastische Hemiparese, Schmerz- und Temperaturempfindung aufgehoben, Berührungs- und Tiefensensibilität vermindert
Basilarisäste
Mittelhirnfuß
(Weber)
gleichseitig: Oculomotoriusparese (weite Pupille)
gegenseitig: spastische Hemiparese, zentrale Parese d. VII. IX, X. und XII. Hirnnerven, Rigor, Akinese (Subst. nigra), Dystaxie
Rr. interpedunculares d. PCA und der A. choriodea post.
beidseitige Pyramidenbahnschädigung oberhalb der Hirnnervenkerne Dysarthrie, Dysphagie, Steigerung des Masseterreflexes und orale Übererregbarkeit Zwangslachen und -weinen amyotrophe Lateralsklerose, Syringobulbie, zentrale pontine Myelinolyse
akutes Mittelhirnsyndrom Stadium I: Sopor, Muskeltonus leicht erhöht, schwimmende Bulbi, mittelweite Pupillen mit Lichtreflex, Cornealreflex und OCR, Babinski bds. schwach positiv Hirndrucksteigerung, Hirnstammblutung, allgemeine Hypoxie
Stadium II: Koma, Muskeltonus deutlich erhöht, Arme gebeugt, Beine gestreckt, divergente Bulbi, mittelweite (enge) Pupillen mit Lichtreflex, Cornealreflex und OCR, Babinski bds. positiv
Stadium III: Koma, Streckkrämpfe aller 4 Extremitäten, divergente Bulbi, mittelweite bis weite Pupillen ohne Lichtreaktion, Cornealreflex, OCR z.T. noch vorhanden Hyperreflexie, Babinski bds. deutlich positiv
akutes BulbärhirnsyndromKoma, Muskelhypo- bis atonie, Bulbi in Mittelstellung, maximal weite Pupillen ohne Lichtreaktion, Cornealreflex, OCR, Hypo- Areflexie, Babinski bds. erloschen fortschreitendes Mittelhirnsyndrom
einsetzender HirntodAusfall von Atmungs-, Herz-Kreislauf- und Temperaturregulation, gelegentlich Rückkehr spinaler Reflexe fortschreitendes Bulbärhirnsyndrom
Großhirnmantel
Apallisches Syndrom
erhalten: Schlaf-Wach-Rhythmik, Kau-, Schluck- und Schmerzreflexe
fehlend: Fixation der Augen, Spontan- und Reaktivbewegungen, EEG: Nulllinie
Generalisierte Hypoxie, Entzündung
Zwischenhirn (z.B. beide Thalami)wie apallisches Syndrom, jedoch EEG lediglich allgemeinverändertGeneralisierte Hypoxie, Entzündung
zentrale Ponswaches Bewusstsein, vollständige Bewegungslosigkeit gelegentlich sind noch vertikale Augenbewegungen möglichBasilarisverschluß, zentrale pontine Myelinolyse

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cerebelläre Syndrome
als Ursache kommen in Frage: lokale Durchblutungsstörungen, Tumoren, lokale Entzündungen
OrtSymptomatikspezielle Ursachen
KleinhirnwurmRumpf-, Gang- und Standataxie, Dysmetrie, Falltendenz nach vorne oder nach hinten, oft auch im Sitzen, generelle Muskelhypotonie, eher grobschlägiger Nystagmus, keine Gliedmaßenataxie spezielle Ursachen: Alkoholschädigung
Kleinhirnhemisphäregleichseitige Gliedataxie, Intentionstremor, Dysmetrie, Adiadochokinese, Fall- und Drehtendenz, Ganabweichung, Vorbeizeigen, Rebound, skandierende Sprachespezielle Ursachen

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Hirndrucksymptome

meningeale Syndrome

Reizungen der schmerzempfindlichen Meningen, in erster Linie im Rahmen einer Subarachnoidalblutung oder einer Meningitis.

spinale Syndrome

Syndrome des peripheren Nervensystems

Erkrankungen des peripheren rufen Ausfalls- und Reizsymptome hervor. Hinsichtlich der Ausfallssymptome kommen unterschiedlich starke Beeinträchtigungen der verschiedenen Funktionen vor.
Es finden sich sensible Ausfälle , wobei entsprechend der zugrundeliegenden Störung unterschiedliche Qualitäten sowie unterschiedliche örtliche Verteilungen vorkommen. Bei der allgemeinen Schädigung des peripheren Nerven ergeben sich Ausfälle vor allem des Berührungsempfindens und des Vibrationssinnes zunächst in den von den längsten Nerven versorgten Körperregionen, d.h. im Bereich der Füße. Bei fortschreitender Erkrankung breiten sich die Störungen zum Körper hin (proximal) aus. Bei lokaler Schädigung einzelner Nerven treten Störungen aller Qualitäten in dem jeweiligen Versorgungsgebiet auf.
Neben den sensiblen treten ebenfalls motorische Ausfälle auf, wobei die Verteilung entweder diffus körperfern (typisch: Fußheberschwäche) oder im Versorgungsgebiet verschiedener Nerven liegt. Die Muskeleigenreflexe sind meist abgeschwächt oder nicht auslösbar.
Bei ausgeprägterer Schädigung kommt es außerdem zu Störungen des vegetativen Nervensystems, unter anderem treten Schweißsekretionsstörungen in bestimmten Körperarealen, jedoch auch Allgemeinsymptome im Sinne von Kreislaufregulationsstörungen auf.
Neben den Ausfallserscheinungen treten Schmerzen (häufig bei lokaler Nervenschädigung) und unangenehme, bisweilen schmerzhafte Missempfindungen (eher bei generalisierter Nervenschädigung) auf. Meist lässt sich aufgrund der klinischen Symptome der zugrundeliegende Schädigungsmechanismus vermuten:

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