TEIL II: PATHOLOGIE
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Gehirnerschütterung, Schädelhirntrauma I. Grades, Commotio cerebri |
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Definition | vorübergehende Störung der Gehirnfunktion ohne nachweisbare morphologische Veränderungen. |
Ursachen | Äußere Gewalteinwirkung auf den Schädel |
Klinik | Akut einsetzende Bewußtlosigkeit unter 15 Minuten, häufig auch vegetative Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel. |
Befunde | Röntgen u.a. ohne Befund |
Verlauf und Therapie | kurzfristige Bettruhe, symptomatische Therapie |
Komplikationen | keine |
Contusio cerebri | |
Definition | Entspricht einem (geschlossenen) Schädelhirntrauma (SHT) II. und III. Grades. Immer mit morphologischen Veränderungen: (Rindenprellungsherde, v.a. Gegenseite der Gewalteinwirkung: Contre-Coup). |
Ursachen | Äußere Gewalteinwirkung auf den Schädel |
Klinik | II: Grad: Bewußtlosigkeit bis 1 Stunde, Bewußtseinsstrübung bis 24 Std., neurologische (Herd)-Symptome, vegetative Symptome, Kopfschmerzen
III. Grades: wie II. Grades, jedoch ohne Zeitbegrenzung |
Befunde | Rö: Läsion möglich, aber Dura erhalten, sonst offenes SHT
CCT, MRT: leichtes Hirnödem, Kontusionsherde, z.T. blutig, je nach Größe der Herde und Bildqualität nachweisbar. |
Differential- Diagnose |
offenes SHT, Intracranielles Hämatom,
bei fehlender Vorgeschichte andere Ursachen einer Bewußtseinstrübung |
Verlauf und Therapie |
Überwachung. Je nach vorhandenen Ausfällen spezifische Therapie, Stabilisation von Herz-Kreislauffunktion |
Komplikationen/ Therapie |
Hirndruck durch Hirnschwellung: Oberkörperhochlagerung, Hyperventilation
Intracranielle Druckerhöhung durch Gehirnblutung, epidurales oder subdurales Hämatom: Operation persistierende neurologische Defekte durch Gewebsschäden: (Früh)rehabilitation epileptische Anfälle: medikamentös |
offenes Schädelhirntrauma | |
Definition | Gewalteinwirkung auf den Schädel mit resultierendem Duradefekt und offener Verbindung nach außen. Bei basaler Fraktur auch ohne Hautverletzung möglich (pneumatisierte Nebenhöhlen) |
Ursachen | Äußere Gewalteinwirkung auf den Schädel |
Klinik | sehr unterschiedlich: von quasi asymptomatischem Liquoraustritt bis zu schwersten neurologischen Defekten. Selten Spätmanifestation in Form von Komplikationen. |
Befunde | ebenfall weites Spektrum: große Verletzungen mit freiliegenden (verletzten) Gehirnteilen bis hin zu einfachem Liquoraustritt. Rö: meist Frakturlinien erkennbar. CCT, MRT: gelegentlich Lufteinschlüsse. Szintigraphie: Nachweis des Austritts radioaktiv markierter, in den Liquor eingebrachter Substanzen durch die Defektstelle. |
Differential- Diagnose |
Bei typischem Befund keine. Gelegentlich Defekt schwierig nachzuweisen |
Verlauf und Therapie |
Bei leichter klinischer Symptomatik lediglich operative Versorgung des Defektes. Bei schweren Verläufen intensivmedizinsche Versorgung wie bei schwerer Contusio, chirurgisch-traumatologische Versorgung großer Wunden und Knochendefekte. |
Komplikationen/ Therapie |
primäre und sekundäre Infektion, Meningitis, Meningoenzephalitis, Abszeß: medikamentös, gel.: operativ übrige Komplikationen wie bei schwerer Contusio cerebri. |
epidurales Hämatom | |
Definition | Ansammlung von Blut im Epiduralraum |
Ursachen | Äußere Gewalteinwirkung auf den Schädel, (häufig parietale Kalottenfraktur mit) Zerreißung der A. meningea media. |
Klinik | nach SHT zunächst evt. asymptomatisch, später (nach Minuten bis Std.) erneut rasch fortschreitende Bewußtseinsstörung, Halbseitenschwäche, Erweiterung der gegenseitigen Pupille |
Befunde | Rö: häufig typische Frakturlinie im Scheitelbereich (kann aber fehlen)
CCT: meist bikonvexe Raumforderung seitlich |
Differential- Diagnose |
akutes subdurales Hämatom: meist längeres Intervall, langsamere Verschlechterung
auch bei Contusio cerebri sind Halbseitensymptome möglich, im CCT, MRT hier keine Blutansammlung |
Verlauf und Therapie |
bei ausreichendem Verdacht, ggf. ohne CCT: schnellstmögliche Operation |
Komplikationen/ Therapie |
innerhalb von Minuten bis Std: fortschreitender Ausfall der Gehirnfunktionen mit Hirntod
bei verzögerter Versorgung: Defekteilung mit unterschiedlichen Ausfällen der Gehirnfunktion |
subdurales Hämatom | |
Definition | Blutansammlung zwischen Dura und Arachnoidea |
Ursachen | Äußere Gewalteinwirkung auf den Schädel, Zerreißung venöser (oder arterieller Gefäße an der Gehirnrinde)
akutes subdurales Hämatom: schwerer Verlauf chronisches subdurales Hämatom: bei rezidivierenden Traumen (z.B. Stürze beim Alkoholiker) oft wiederholte Einblutungen in sich bildende Kapsel mit langsam zunehmender Raumforderung |
Klinik | akut: meist wie bei schwerer Contusio cerebri, dann, meist ohne freies Intervall, Halbseitensymptome und Pupillenstörungen
chronisch: langsam zunehmende Halbseitensymptome, oft an Tumor erinnernd, gel. werden vorausgegangene Traumen nicht erinnert (Minimaltrauma: Stoßen am Türrahmen, Alkoholiker) |
Befunde | CCT, MRT: meist konkav-konvexe Zone unterhalb der Kalotte, gel. inhomogen (chronisch) |
Differential- Diagnose |
akut: Contusio cerebri oder epidurales Hämatom, Klärung im CCT, MRT
chronisch: Gehirntumor, evt. Schlaganfall |
Verlauf und Therapie |
je nach Größe des Hämatoms und klinischer Symptomatik: Frühoperation, elektive Operation oder konservative Therapie |
Komplikationen/ Therapie |
bei verzögerter Operation: Versagen der Gehirnfunktion (vollständig oder teilweise) |
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